Wir alle leben seit 2016 ja in einer etwas freieren Welt: Seit damals nämlich dürfen wir an unseren Internet-Anschlüssen genau die Endgeräte betreiben, die wir wollen - mit ein paar kleineren Einschränkungen, die aber in der Praxis nicht weiter relevant sind. Und das ist eine verdammt gute Sache, aus mehreren Gründen.

Es ist kein Spaß, keine Kleinigkeit und keine zu verharmlosende Initiative, wenn die großen Provider-Verbände auf deutscher wie auf europäischer Ebene jetzt versuchen, uns diese Freiheit wieder wegzunehmen, mit fadenscheinigen Argumenten.

Eines der lächerlichsten Argumente, die vorgebracht wurden, betrifft die Firmwarestände der von Kunden selbst betriebenen Endgeräte - und das ist schon eine ganz schön freche Dreistigkeit, mit der ausgerechnet die Provider hier argumentieren - so sind es doch bekanntermaßen fast immer die von Providern gemanagten Geräte, bei denen es am längsten dauert, bis neue Firmware-Versionen verfügbar sind. Das ist auch verständlich, denn neue FW-Versionen zu testen und freizugeben kostet Geld und bringt erstmal nichts. Schauen wir uns mal einen der besseren Provider hier in .de an, nämlich M-net: Die Firmware für die 7582 ist auf dem Stand von August (7.01 vs. 7.12), die für die 7360 anscheinend von Juli (6.34 oder 6.35 vs. 6.83). In der Firmware für die 7582 sind übrigens drei bekannte CVEs offen. Soviel dann dazu, dass die Internet-Provider das gut könnten (und nochmals sorry, dass ich hier ausgerechnet auf M-net eindresche, das sind echt noch mit die besseren). Und auch sonst glänzen die Provider in Deutschland eher weniger mit Sicherheits-Know How.

Die massiven technischen Probleme, die die Netzbetreiber herbei phantasieren, scheint es bisher jedenfalls auch nicht zu geben. Und es ist auch keineswegs schlecht, wenn die Provider dazu gezwungen werden, möglichst interoperable Netze zu betreiben, an die man leicht auch Produkte von Dritten anschließen kann: Das zwingt dazu, robustere Technik zu entwickeln und zu verwenden, und durch den Wettbewerb bei Endgeräten wird, wenn schon sonst nichts, zumindest Innovation gefördert. Das Internet selbst ist das beste Beispiel dafür, dass Netze auch ganz hervorragend funktionieren, wenn man sich nur an Standards hält - unabhängig von Herstellern.

Statt dessen vermute ich, es geht den ISPs einfach nur um Geld: Ich kann mich nämlich noch gut dran erinnern, als meine Eltern seinerzeit KDG-Kunden waren und im Monat irgendwas so um die 2,50€ abdrücken mussten, damit KDG auf dem verranzten Kabelmodem das WLAN aktiviert - und bis heute ist mir der Unglaube, dass Leute sowas tun, noch sehr präsent. Es wurde dann auch nicht besser, dass genau dieses Setting anscheinend mehrere interne Migrationen nicht überlebt hat und meine Eltern dann plötzlich wieder ohne WLAN da standen, und richtig mies war die Anschluss-Qualität, als (mittlerweile durch Vodafone) das CPE durch ein Gerät von Hitron ersetzt wurde, dessen WLAN-Qualität so schlecht war, dass das halbe Haus keinen Empfang hatte. Nachhaltige Besserung war nur möglich, weil man eben seit 2016 die Freiheit hatte, eigene Endgeräte zu nutzen.

Und disse Freiheit sollten wir uns wirklich nicht nehmen lassen - die ISPs haben genug andere Möglichkeiten, Geld zu verdienen. Was sie nicht haben sind schlüssige Argumente gegen die Routerfreiheit.